Vortrag mit Jan-Uwe Rogge über Pubertät
Erziehung hat mit Lachen zu tun
Jan-Uwe Rogge über die Pubertät
Am 16.11.15 füllte sich die Gemeindehalle in Weil gegen 19:30 Uhr immer mehr. An die 300 Menschen wollten Jan-Uwe Rogges Vortrag zu „Pubertät – Loslassen und Halt geben“ anhören und hatten damit einen unterhaltsamen Abend gewählt. H. Rogge, bekannter Autor in Erziehungsfragen, hat sich durch Auftritte in der Gegend in den letzten Jahren einen Ruf erarbeitet. Es eilt ihm voraus, das Thema Pubertät, das doch so viel Widerspenstiges in sich trägt, das manche Eltern auf die Palme treibt, auf leicht Art und Weise zu präsentieren. Es fing an mit dem Hinweis auf Aristoteles, der 600 v. Chr. folgendes von sich gab: „Wenn du ein pflegeleichtes Kind willst, zeuge es bei Südwind“. Als Eltern darf man das ruhig so verstehen, dass die Einflussmöglichkeit auf das Ausmaß der individuellen Ausformung der Pubertät bei dem eigenen Kind nahezu gegen Null geht. Es heißt also, das eigene Kind dann so zu nehmen, wie es ist. Und Lachen hilft dabei, so Rogge. Konsequenterweise wurde dann sein Vortrag oft von Lachen im Publikum begleitet. Besonders eindrücklich die Geschichte von Felix, der, quasi über Nacht, vom lammfrommen Kind zum garstigen, müffelnden Pubertierenden mutiert. Sagt er abends noch „Gute Nacht liebe Mama“, grölt ihr morgens ein „Verpiss dich, Alte“ entgegen. Diese Verdichtung und Zuspitzung in der Erzähldramaturgie ist ein Erkennungszeichen des Vortragstiles von Rogge. Dergestalt in den Bann gezogen durchlebte ein jeder die eigenen Erlebnisse der Pubertät noch einmal. Wobei der Hinweis von Rogge auf die drei Phasen der Pubertät hilfreich ist. Nach dem Trotzalter des Kindes kommt die zweite Trotzphase in Form der als Pubertät bezeichneten Umbauphase des Kindes zum Erwachsenen. Dann aber, und das war erhellend, folgt die Pubertät zwischen 30 und 55, also die Elternphase, in der man gleichsam mitpubertiert. Dieses Mitpubertieren, dieses an die Grenzen geraten und mit den eigenen Glaubenssätzen aus der eigenen Pubertät konfrontiert werden, zeigte Rogge im ersten Teil bei den Müttern und im zweiten Teil bei den Vätern auf. In den von ihm ausgeschmückten Geschichten dürfte sich jeder widererkannt haben. Gegen Ende dann doch noch ein „Tipp“, nach dem sich Rogge vorher immer wieder über die Sehnsucht nach „Tipps“ mokierte. Es gebe zwei sinnvolle Haltungen, die der Dankbarkeit und die der Demut. Dabei fiel auch das Bild vom „blinkenden Leuchtturm“ als einem Bild für Erziehung. Die meiste Zeit blinkt ein Leuchtturm ja nur vor sich hin, in stürmischen Situationen ist er aber lebensrettend. So sollten also Angebote zur Pflege der Beziehung weiterhin gemacht werden, stetig sozusagen, wie das Blinken des Leuchtturmes. Da braucht es dann Demut und eine gewisse Frustrationstoleranz, um am Ball zu bleiben. Denn Erziehung ist vor allem Beziehung und wer sich aus der Beziehung raus zieht, zieht sich auch aus der Erziehung raus. Und wenn dann mal die Wellen hoch schlagen, ist man raus aus dem Spiel. Also durchhalten und in der Pubertät auf keinen Fall aufgegeben, denn die wenigen Situationen in denen man Halt gibt, sind dann umso wertvoller.
Gegen 22 Uhr war der Vortrag zu Ende und ein erheitertes Publikum zog von dannen, mit ein bisschen mehr Leichtigkeit, wie zu vermuten nahe liegt. Die Veranstalter, der Weiler Kinderkleiderbazar und das Waldhaus in Form des Jugendreferates, vertreten durch Mahendra Scharf, konnten zufrieden sein.